Mittwoch, 10. Februar 2010


NATO-Todeslisten für Afghanistan - KSK schaltet gezielt Taliban-Führer aus



HAMBURG, 10. Februar (AFP) - Die NATO-Truppen in Afghanistan benutzen einem Bericht des "Stern" zufolge angeblich "geheime Todeslisten" im Kampf gegen die Taliban, um deren Kommandeure auf hoher und mittlerer Ebene aufzuspüren, gefangen zu nehmen oder zu töten. Wie das Hamburger Magazin am Mittwoch berichtete, ist an diesen Operationen neben amerikanischen Spezialeinheiten auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr beteiligt.



Deutsche KSK-Kräfte schalten gezielt Taliban-Führer aus - Foto: ddp
Dem Bericht zufolge werden Personen auf diesen Listen in den Kategorien "c" und "c/k" geführt - "c" stehe für "capture" (festnehmen), "k" für "kill" (töten). Dokumente und Aussagen von Beteiligten belegen dem Magazin zufolge die Existenz dieser Listen und ihre Verwendung in Afghanistan.

Oberst Klein vor Untersuchungsausschuss

Die Bundeswehr trägt demnach angeblich nur Zielpersonen in die Liste ein, die gefangen genommen werden sollen. Die Informationen seien aber auch NATO-Partnern zugänglich, deren Spezialeinheiten gezielt töteten.

Im Einsatzführungskommando in Potsdam werde darüber entschieden, wen die Deutschen auf so genannte JPEL-Listen (Joint Priority Effects List/Gemeinsame Wirkungsvorrangliste) setzen. Die endgültige Genehmigung erteilt dann das Hauptquartier der Internationalen Afghanistantruppe (ISAF) in Kabul, wie das Magazin weiter berichtet.


Dem "Stern" zufolge benutzen amerikanische Special Operations Forces (SOF) den deutschen Stützpunkt in Masar-i-Scharif für ihren Einsatz. Die Stationierung von 300 US-Elitekämpfern sei vom Pentagon Anfang August 2009 beantragt worden, ohne dass der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und das Bundeskanzleramt darüber informiert worden seien. Erst nach dem vom deutschen Oberst Georg Klein angeordneten Bombardement am 4. September, bei dem viele Zivilisten starben, wurden die politisch Verantwortlichen in Berlin demnach aufgeklärt.

Nach Recherchen des "Stern" hatte Oberst Klein bereits neun Tage vor dem Bombardement von Kundus einen Luftangriff auf Personen befohlen, obwohl ein amerikanischer Pilot vor zivilen Opfern gewarnt hatte. Oberst Klein ist am Mittwoch als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Kundus-Affäre geladen.

Wie das Magazin weiter berichtete, war das KSK an dem Luftangriff vom 4. September maßgeblich beteiligt. Zu diesem Zeitpunkt bereitete das KSK demnach eine Operation gegen den Taliban-Führer Maulawi Schamsuddin vor; einer seiner Untergebenen sollte in jener Nacht beim Bombenabwurf auf zwei Tanklaster getötet werden.


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