China schließt uigurische Website für Toleranz
03.07.2008 - 07.51 von Yiruisi
“Mein Hauptanliegen ist die Förderung des Verständnisses zwischen Uiguren und Han-Chinesen”, sagt ein uigurischer Professor, nachdem chinesische Behörden seine Website stillgelegt haben.
Chinesische Behörden haben eine Website zur Förderung der Toleranz zwischen Han-Chinesen und der ethnischen Minderheit der Uiguren auf Eis gelegt, nachdem die Website in Verbindung mit ausländischen “Extremisten” gebracht wurde, so Ilham Tohti, der Betreiber der erst vor zwei Jahren gegründeten chinesischsprachigen Website “Uyghur Online”.
Zu seiner eigenen Überraschung brachten uigurische Kollegen von Ilham Tohti, der als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Zentralen Nationalitäten-Universität in Beijing lehrt, diese Beschuldigungen den Behörden vor.
“Die Behörde für öffentliche Sicherheit (Public Security Bureau, PSB) veranlasste die Schließung und führt seitdem Untersuchungen durch.
Sie durchleuchteten uns aber haben nichts darüber gesagt, ob die Website wieder geöffnet werden kann”, sagte er.
“Sie sagten uns: ‘Machen Sie sich keine Sorgen. Nach den gegenwärtigen Gesetzen und Bedingungen können wir einige Diskussionsthemen nicht akzeptieren - diese sind heikel, aber nicht illegal.” Von dem in Peking ansässigen PSB gab es dazu, und ob oder wann die Website wieder zugänglich sein wird, keinen Kommentar. Ebenso wenig klar sind die Motive derjenigen Uiguren, die die Website angeschwärzt haben.
Tohti sagt, seine Website hatte manchmal bis zu einer Million Seitenaufrufe täglich - er beschäftigte 67 Menschen aus 12 Nationalitäten, alle arbeiteten unentgeltlich. Der Inhalt wurde in chinesischer Schrift veröffentlicht, geschrieben wurde von Uiguren, Han-Chinesen, Koreanern, Tibetern und vielen anderen Nationalitäten.
Verständnis fördern
“Ich möchte Verständnis und Toleranz zwischen Uiguren und Han-Chinesen fördern”, sagt Tohti und fügt hinzu, dass er glaubt, seine Website habe ein wenig dazu beigetragen. “Uiguren sind friedliche Menschen - wir müssen dies den Han-Chinesen sagen, da sie uns nicht verstehen.”
“Einige unserer Leserinnen und Leser sind intellektuelle Han-Chinesen. Sie möchten andere Nationalitäten verstehen lernen - sie versuchen es. Es sind nicht viele, aber ihre Zahl hat stetig zugenommen. Han-Chinesen machen mehr als 90 Prozent der Bevölkerung aus, deshalb ist es wichtig, dass sie uns verstehen. Ich habe keine politische Agenda “, sagt Tohti.
Die Website “war sehr hilfreich … viele Dinge haben dazu beigetragen, dass die Menschen einander verstehen, aber nicht alle Menschen unterstützen meine Website. Einige Leute werfen mir vor, ich würde Lügen verbreiten. Andere haben sogar an meine Hochschule geschrieben und verlangt dass ich gefeuert werde. Han-Chinesen werfen mir vor, ich sei ein ‘Spalter’ “.
Als “Spalter” bezeichnen chinesische Behörden jene, denen Unabhängigkeitsbestrebungen von Peking vorgeworfen werden; oft werden Tibeter so bezeichnet.
“Andere Menschen unterstützen meine Arbeit und schreiben wirklich sehr gute Dinge, z.B. Intellektuelle oder Regierungs-Mitarbeiter, so das auch das intellektuelle Level meiner Leser steigt “, sagt Tohti. “Uiguren können ihre Probleme nicht durch Terrorismus oder Slogans lösen. Sie müssen wissen, wie sie ihre Interessen legal verteidigen können.”
Einige Exil-Uiguren haben die Menschen in die Irre geführt, meint er.
“Unsere uigurischen Intellektuelle führen die Menschen nicht auf einen richtigen Pfad. Einige von ihnen sagten, dass die chinesischen Gesetze nicht für Uiguren gelten würden, was aber nicht der Wahrheit entspricht. Nach chinesischem Recht spielt die ethnische Zugehörigkeit keine Rolle - alle Menschen müssen gleich behandelt werden.”
Soziale Probleme wären hingegen ein anderes Thema. Einige soziale Probleme könne man nicht durch das Gesetz lösen: ” Die Uiguren müssen die Gesetze kennen und die rechtlichen Instrumente zur Verteidigung ihrer Interessen finden.”
Sprachgenie
Professor Tohti wurde am 25.10.1969 in Atush in der autonomen Provinz Xinjiang geboren. Er ist Absolvent der Northeast Normal University und der Economics School der Zentralen Nationalitäten-Universität in Peking. Er studierte in Korea, Japan und Pakistan, und besuchte viele andere Länder.
Bewandert in Englisch, Chinesisch, Koreanisch, Japanisch und Urdu, ist er derzeit Professor der Wirtschaftswissenschaften an der Zentralen Nationalitäten-Universität. Er ist auch Vorsitzender und Manager der “Uyghur Online Web Technology Development Co. Ltd” und Gast-Professor an der Universität von Kasachstan.
Unruhige Minderheiten
Sowohl Tibeter als auch Uiguren - zwei der wichtigsten religiösen und ethnischen Minderheiten Chinas - sind aufgebracht über Pekings harte Hand der vergangenen sechs Jahrzehnte. Die chinesischen Behörden müssen sich anhaltende Vorwürfe der Unterdrückung und des Missbrauchs gefallen lassen.
China führt seit 10 Jahren eine Kampagne gegen - wie sie es nennen - gewalttätige Separatisten und islamische Extremisten, deren Ziel die Schaffung eines unabhängigen Staates in Xinjiang sei. Die Autonome Region Xinjiang hat eine gemeinsame Grenze mit Afghanistan, Pakistan, Tadschikistan, Kirgisien, Kasachstan, Russland und der Mongolei.
Seit dem 11. September 2001 vertritt Peking die Position, dass uigurische Gruppen in Verbindung mit al-Qaida stehen und dass die “East Turkestan Islamic Movement” (ETIM) ein “wesentlicher Bestandteil des terroristischen Netzwerks von Osama bin Laden”sei. Die ETIM bestreitet dies.
Von:http://www.xinhua.de/index.php?entry=entry080703-075127
Samstag, 12. Juli 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen